Philosophieren bedeutet Nachdenken über grundlegende Fragen unserer Existenz, und dabei alle vermeintlichen Selbstverständlichkeiten etablierter Meinungen auf den Prüf-stand der Vernunft zu stellen. Eben darin wurde Philosophie zur „Mutter aller Wissen-schaften“ und die Kenntnis bedeutender philosophischer Ansätze zu einem besonders wichtigen Teil der allgemeinen Bildung.
Was ist Philosophie?
„Philosophia“ heißt auf Altgriechisch in etwa „Liebe zur Weisheit“. Der Begriff wurde vor etwa zweieinhalbtausend Jahren von Sokrates geprägt, einem der ersten Philosophen Europas.
Weise ist jemand, der über grundlegende, existentielle Fragen vernünftig nachdenkt und sich aufgrund der erlangten Einsicht vernünftig orientiert in seinem Handeln. Wer die Weisheit liebt, wer philosophiert, denkt also über grundlegende, existentielle Fragen nach. Das tun bereits Kinder spontan, wenn sie sich etwa fragen, warum sie eigentlich sie selbst sind und nicht jemand anderes. Schon in späteren Jugendjahren aber haben es viele Menschen weitgehend bereits verlernt, über grundlegende Fragen selbst nachzudenken, und halten sich lieber an etablierte Meinungen, als gälten sie selbstverständlich.
Dem versucht der Philosophieunterricht entgegen zu arbeiten: Vermeintlich selbstverständliche Annahmen werden unter Vorbehalt gestellt und daraufhin überprüft, inwiefern sie vernünftig begründet sind. Die staunenswerte Offenheit grundlegender Fragen unserer Existenz soll frei gelegt werden.
Philosophische Grundfragen
Dem weltberühmten deutschen Philosophen Immanuel Kant nach lassen sich alle philosophischen Fragen auf vier Grundfragen zurück führen, die den großen Bereichen der Philosophie entsprechen. In Klammern ist jeweils angegeben, wann wir uns im Philosophieunterricht mit den entsprechenden Bereichen befassen:
Grundfrage 1: Was kann ich wissen?
= Logik, Erkenntnistheorie (EPH), Wissenschaftstheorie (Q2.2)
z.B. Gibt es wirkliche Wahrheit oder nur verschiedene Meinungen? Kann man sich über etwas je wirklich gewiss sein? Was ist wissenschaftliche Erkenntnis und hat sie Grenzen?
Grundfrage 2: Was soll ich tun?
= Ethik (Q1.2), politische Philosophie (Q2.1)
z.B. Soll man versuchen, ein guter Mensch zu sein, oder sucht man besser nur möglichst klug seinen eigenen Vorteil? Was ist wirklich ohne Einschränkung gut? Soll man das Leben einiger weniger Menschen opfern, um das von Vielen zu retten? Darf man wirklich nie lügen? Was ist die beste Staatsform?
Grundfrage 3: Was darf ich hoffen? (EPH, Q1.1)
= Metaphysik
z.B. Haben die Naturwissenschaften bewiesen, dass es keinen Gott gibt? Ist unser Tod für uns wirklich das Ende von Allem? Ist unsere Existenz das Resultat eines bedeutungslosen Zufalls?
Grundfrage 4: Was ist der Mensch? (Q1.1)
= Anthropologie
z.B. Sind wir nur eine Art von biologischen Maschinen? Sind Freiheit, sowie Verantwortlichkeit und Schuld nur Illusionen? Ergibt menschliches Leben einen Sinn?
Philosophie als „Mutter aller Wissenschaften“
Verständnis philosophischer Fragen und Kenntnis wichtiger Antworten von großen Philosophen sind ein wesentlicher Teil einer allgemeinen Bildung von Europäern und Weltbürgern. Dies beginnt beim Gucken von Filmen und Lesen besserer Zeitungen, wo im politischen Teil vorausgesetzt wird, dass der Leser eine Ahnung von der politischen Philosophie Thomas Hobbes‘ oder Kants hat, im Kulturteil von Feyerabend oder Rousseau. Kunst- und Literaturgeschichte lassen sich ohne Kenntnis von Philosophie nicht verstehen, Geschichtswissenschaft und Rechtwissenschaft kommen ohne Philosophie ebenso wenig aus wie die Wirtschaftswissenschaften. Aber auch in den Naturwissenschaften ist der Übergang zur Philosophie – etwa in der theoretischen Physik oder der wissenschaftlichen Psychologie – vielfach ein fließender. Stets gehören Klassiker der Philosophie auch zu den Klassikern der jeweiligen Fächer.
Der Grund dafür ist, dass sich alle heutigen Einzelwissenschaften im Laufe der europäischen Geistesgeschichte erst allmählich aus der Philosophie mit ihren grundlegenden Fragestellungen heraus entwickelt haben. Darum wird die Philosophie auch „Mutter aller Wissenschaften“ genannt. Dies ist sie nicht nur als gewesener geschichtlicher Ursprung aller Wissenschaft, sondern auch bleibend als „allgemeinste“ Wissenschaft, die alle Ergebnisse aller Wissenschaften im Zusammenhang und von Grund auf zu bedenken versucht.
Philosophie als berufliche Qualifikation
Als Experten für Blicke über Tellerränder werden philosophisch gebildete Menschen auch heute in vielen einzelnen Bereichen des Wissens und Könnens weiter geschätzt: Sie werden keine überspezialisierten Fachidioten werden, und verfügen eben deshalb auch über Voraussetzungen zu umfassender Neuerung in den ihnen anvertrauten Bereichen. Wer sich mit Philosophie beschäftigt, entwickelt also Fähigkeiten nicht nur für eine einzelne mögliche berufliche Spezialisierung, sondern für viele. Er erwirbt eine entscheidende Voraussetzung, das Spektrum der verschiedenen wissenschaftlichen und beruflichen Spezialisierungen zu überschauen und sich in ihm zu orientieren.
Philosophie als Unterrichtsfach
Für den schulischen Philosophieunterricht bedeutet dies, dass er immer auch fächerverbindend und fächerübergreifend ist: Wenn wir uns etwa für den Menschen interessieren, werden wir uns beispielsweise auch mit biologischen Theorien auseinander setzen, und wenn wir über den Ursprung der Welt nachdenken, dann werden wir uns auch für die Weltbeschreibungen der Physik interessieren.
Texte von Philosophen zu lesen ist anspruchsvoll, nicht zuletzt, weil viele von ihnen schon vor langer Zeit geschrieben worden sind. Daher findet im Philosophieunterricht auch vielfach anstrengende Textarbeit statt, auch in den Klausuren. Überhaupt hat Philosophie, auch als Unterrichtsfach, eine gewisse Strenge, die zu ihrem Wesen gehört: Es geht darum, in richtig wichtigen Fragen wirklich gründlich zu überlegen. Es geht gerade nicht darum, sich mit dem erstbesten Gelaber zufrieden zu geben, das jemand in halbwegs bedeutungsvollem Ton veranstaltet.
Philosophie und Religion
Grundlegende Fragen beantwortet auch die Religion: Während an der Schule Philosophie und Religion vielfach wie Gegensätze erscheinen, sind sie dies in der Geschichte keineswegs. Im gemeinsamen Unternehmen der Beantwortung grundlegender Fragen und des Gebens grundlegender Orientierung haben sich Religionen und Philosophien in der europäischen Geistesgeschichte stets aneinander inspiriert und miteinander verbunden. Die späte Antike und das Mittelalter waren so in Europa vor allem auch eine Zeit des Philosophischwerdens der christlichen Religion (auch: der muslimischen und jüdischen), und Philosophen dieser Zeit waren stets auch Christen (oder Muslime oder Juden). Erst in der Neuzeit traten neuartige atheistische Philosophien in Gegensatz zu Religion, aber für viele wichtigste Philosophen der Neuzeit, wie etwa Kant, gilt dies so nicht.
Wann wird Philosophie angeboten?
In der Sekundarstufe 1, also den Klassen 5 bis 9, wird Philosophieunterricht zunächst – in altersgemäßer Form – als Fach Praktische Philosophie angeboten. Es ersetzt dort den christlichen Religionsunterricht für diejenigen, die keiner christlichen oder überhaupt keiner Konfession angehören. In der Oberstufe kann dann das Fach Philosophie alternativ zum Religionsunterricht gewählt werden. Es kann sowohl schriftliches als auch mündliches Abiturfach sein.
Praktische Philosophie (PPL) am Gymnasium Herkenrath
Die alten Griechen glaubten, dass Philosophie mit Sich-Fragen anfängt. Wenn diese Annahme wahr ist, sollten Kinder und Jugendliche hervorragende Philosophen abgeben, da sie von Natur aus viele Dinge wissen wollen. Im Unterrichtsfach Praktische Philosophie soll dieser Frage-Sinn gefördert und in viele Richtungen gelenkt werden.
Das Wort „Philosophie“ wurde von den Griechen geprägt und bedeutet „Liebe zur Weisheit“. Ein Philosoph ist nicht unbedingt weise, aber ein Philosoph möchte weise werden. Und zwar, der philosophischen Tradition folgend, in jeder Hinsicht: in Bezug auf die eigene Person, die Menschen um einen herum und die Welt, in der wir leben.
Im Unterrichtsfach Praktische Philosophie werden daher lebensbezogene Themen behandelt, die sich den 7 Fragekreisen zuordnen lassen:
1. Die Frage nach dem Selbst
2. Die Frage nach dem Anderen
3. Die Frage nach dem guten Handeln
4. Die Frage nach Recht, Staat und Wirtschaft
5. Die Frage nach Natur, Kultur und Technik
6. Die Fragen nach Wahrheit, Wirklichkeit und Medien
7. Die Frage nach Ursprung, Zukunft und Sinn.
Die jungen Philosophen und Philosophinnen erhalten im Laufe des Unterrichts einen Überblick über die Entstehung und Geschichte der Philosophie und befassen sich mit lebensnahen Themen anhand von exemplarischen Beispielen, die durch unterschiedliche Methoden und Medien vermittelt werden und sich immer auf die 7 Fragekreise beziehen.
Die Methoden zur Umsetzung der Lerninhalte sind breit gefächert und richten sich nach den jeweiligen Lerninhalten. Hier seien einige wichtige Methoden des Philosophieunterrichts genannt:
Bei den SchülerInnen und Schülern, die das Fach Praktischen Philosophie wählen, sollte die Bereitschaft vorhanden sein, über Gegebenes nachzudenken und dieses zu hinterfragen, sich mit anderen darüber auszutauschen und zu diskutieren.
Fachvorsitz: Herr Dallmann
Elternvertreter: Herr Zapp, Frau Lietz
Schülervertreter: Bernhard Broll (Q1)
Mitglieder der Fachkonferenz: Frau Berger, Herr Büchel, Herr Dallmann, Frau Fiedler, Herr Kleinen, Herr Opara, Herr Ruhe, Frau Schiffer, Frau Weismüller
Sek I:
Sek II:
Im Rahmen des Philosophieunterrichts der Klasse 5 besuchte "Tiggi" die Lerngruppe. Es begannen 45 Minuten mit allerlei Kunststückchen und Spielchen, die die toll ausgeprägten Sinne des Hundes gegenüber uns Menschen deutlich werden ließen. Tiggi gewann im Wettkampf auf der Suche nach Leckerchen (für die Kinder gab es Schokolade zu finden) haushoch. Somit stimmte der Spaßfaktor, aber auch der Lernfaktor, und die Kinder identifizierten den Menschen als Mängelwesen gegenüber dem Tier.