Geschichte

„Tief ist der Brunnen der Vergangenheit“ schrieb Thomas Mann in seinen Geschichten Jakobs. Er meinte damit, dass die Vergangenheit letztlich unergründlich ist. „Sie ist ebenso unergründlich wie die Gegenwart“ - könnte man ohne Weiteres ergänzen. Würde man nun zwischen Vergangenheit und Geschichte ein Gleichheitszeichen setzen, müssten wir verzweifeln, denn wer würde sich schon im dem total unübersichtlichen Gewirr von Zeugnissen einer vergangenen Gegenwart zurechtfinden, um sie umfassend und „richtig“ darzustellen? Je näher wir uns an unserer Gegenwart bewegen, umso schlimmer wird es: die Zeugnisse der Vergangenheit werden immer zahlreicher…

Das Fach Geschichte

Geschichte als eine sich stets wandelnde Disziplin 

Historiker haben aber in zweierlei Hinsicht Glück: Erstens: Geschichte ist eben nicht gleich zu setzen mit der Vergangenheit, sondern nur das, was Menschen über die Vergangenheit erzählen. Diese Erzählungen sind an Perspektiven gebunden und enthalten zahlreiche Urteile: Was ist ein eigentlich ein Ereignis? Von welchen Ereignissen erzählen wir, von welchen nicht? Welche logischen Beziehungen zwischen Ereignissen behaupten wir? Legen wir den Fokus auf das Wirken von Persönlichkeiten oder nehmen wir gesellschaftliche und soziale Entwicklungen besonders in den Blick? Aus alldem folgt zweitens: Historische Objektivität ist nur näherungsweise zu erreichen. Die Arbeit mit den Zeugnissen der Vergangenheit wird also nie abgeschlossen sein, es bleibt immer etwas zu tun. Ein Buch über Kaiser Augustus, das in dreißig Jahren erscheinen wird, wird anders sein als eines aus dem Jahre und 2017 und doch wird auch das Buch der Zukunft nicht das letzte Wort zu Kaiser Augustus gewesen sein.

Das Fach Geschichte in der Schule

Die Bezugswissenschaft des Faches Geschichte in der Schule ist die Geschichtswissenschaft. Die Methoden des historischen Arbeitens an Quellen und Darstellungen schriftlicher und nichtschriftlicher Art werden von dort übernommen und finden sich in einer an die Jahrgangsstufe und die Kursart angepassten Weise im Unterricht wieder. Der eingangs dargestellte Konstruktcharakter von Geschichte wird deutlich gemacht und die Schülerinnen und Schüler dazu angeleitet vorgegebene Konstruktionen zu hinterfragen und durch eigene Erzählungen auf der Basis von Quellenarbeit Geschichte zu rekonstruieren. Die Schülerinnen und Schüler werden dazu angeregt, sich mit den unterschiedlichsten Geschichtsquellen zu beschäftigen: die Befragung von Zeitzeugen, historische Bauwerke in der Umgebung der Schule, der Besuch eines historischen Museums oder die reichen Möglichkeiten des Internets seien nur wenige Beispiele.

Freilich - im Geschichtsunterricht wird das Rad nicht neu erfunden. Als Lehrende und Lernende stehen wir wie Zwerge auf den Schultern von Riesen. Wir können annehmen, dass wir weit sehen, aber auch nur, weil Fachhistoriker für uns große Arbeit geleistet haben. Das geschichtliche Wissen wird sich daher wesentlich auf Darstellungen beziehen, die den gegenwärtigen Forschungsstand spiegeln. Die Multiperspektivität kommt dabei nicht zu kurz, denn zu einer historischen Frage werden stets mehrere Perspektiven sowohl in Quellen als auch in Darstellungen berücksichtigt. Einen radikal-dekonstruktivistischen Ansatz der Geschichtsdidaktik, der Darstellungen aus dem Geschichtsunterricht möglichst verbannen möchte und die Schülerinnen und Schüler mit Quellenmaterial überflutet, gehört nach unserer Auffassung in die 70er Jahre und nicht in einen zeitgemäßen Geschichtsunterricht.

Besuch der Mauergedenkstätte Bernauer Straße

Geschichte als Beitrag zur politischen Bildung

Das Fach übernimmt einen wichtigen Beitrag zur historisch-politischen Bildung. Kerngedanke ist, dass das Fach Geschichte den Schülerinnen und Schülern dazu verhilft ihr Geschichtsbewusstsein zu reflektieren. Geschichtsbewusstsein ist eine meist unterbewusste Instanz, die geschichtliches Wissen, Halbwissen, Urteile, Deutungen und Erinnerungen zusammensetzt. Menschen leben in der Zeit und ahnen, dass die Gegenwart in irgendeiner Beziehung zur Vergangenheit steht. Der Geschichtsunterricht verhilft nun dieses oft diffuse Bewusstsein der eigenen und kollektiven Geschichtlichkeit zu reflektieren und einer rationalen Prüfung zugänglich zu machen. Schülerinnen und Schüler können durch den Geschichtsunterricht sensibilisiert werden historische Deutungen, die ihnen etwa auf dem Feld der Politik begegnen, rational zu prüfen und Stellung dazu zu beziehen. Das Bewusstsein der Geschichtlichkeit verhilft dazu die Gegenwart historisch zu relativieren (im positiven wie auch im negativen Sinne). Sie schafft ein Möglichkeitsbewusstsein. Nichts muss so sein, wie es jetzt ist. Es war anders und es kann auch anders werden.

EL-DE-Haus, Köln (Exkursion Klasse 9)

Geschichte als chronologische Struktur

Dies alles funktioniert jedoch nur, wenn auch – alle oben gemachten theoretischen, methodischen und praktischen Prämissen berücksichtigend – ein solides historisches Grundwissen zur europäischen Geschichte aufgebaut wird. In der Sekundarstufe I ist ein chronologischer Gang durch die Geschichte vorgesehen. Er beginnt mit der Entstehung des Menschen (Klasse 6) und endet mit der Wiedervereinigung und der Gründung der Europäischen Union (Klasse 9).  Der Lehrplan der Oberstufe ist gemäß der neuen Vorgaben des Kernlehrplans nach Inhaltsfeldern geordnet, die im schulinternen Curriculum detailliert dargestellt sind. Wir am Gymnasium Herkenrath sind entgegen einiger Strömungen der neueren Geschichtsdidaktik nicht der Meinung, dass die Chronologie im Geschichtsunterricht als Ordnungsrahmen völlig ausgedient habe. Die Rückmeldungen der Schülerinnen und Schüler zum Curriculum der Jahrgangsstufe EF, in welcher die Chronologie tatsächlich aufgegeben werden muss, geben uns in diesem Punkt recht. Die Inhaltsfelder der Jahrgangsstufen Q1 und Q2 werden deshalb mit Ausnahme eines historischen Längsschnittes zum Vergleich von Friedensordnungen wieder annähernd chronologisch bearbeitet.

 

Geschichte im Zusatzkurs

Die Kultusministerkonferenz hat beschlossen, dass alle Schülerinnen und Schüler in Deutschland wenigstens zwei Kurse im Fach Geschichte im Laufe der Qualifikationsphase zu belegen haben und diese beiden Kurse sind auch in die Abiturwertung einzubringen. Der Zusatzkurs in der Q2 wird von Schülerinnen und Schüler belegt, die weder Grund- und Leistungskurs Geschichte gewählt haben. Im Zusatzkurs wird in kompakter Weise ein historisches Wissen über die Neuzeit aufgebaut, ohne das ein junger und aufgeklärter Europäer eine höhere Schule mit Hochschulreife nicht verlassen sollte.

Mitglieder der Fachschaft Geschichte

Fachvorsitz: Herr Schneider

Elternvertreter: Frau Lietz, Frau Bitz

Schülervertreter: Orlando Bartholdy (Q1)

Mitglieder der Fachkonferenz: Herr Arns, Herr Beiderhase, Herr Bohl, Herr Büchel, Herr Dallmann, Frau Matthes, Herr Neuhoff, Herr Pautz, Herr Schneider, Herr Stepanek

Interessiert am schulinternen Curriculum/ am Leistungskonzept?

Zum Curriculum

Lehrwerke des Faches

Sek I:

  • Klasse 6 bis 10: Horizonte, Westermann Verlag. Ausgabe Nordrhein-Westfalen.

Sek II:

  • Geschichte und Geschehen - Einführungsphase/ Qualifikationsphase Oberstufe Nordrhein-Westfalen. Klett Verlag.
  • Buchners Geschichte, Einführungsphase und Qualifikationsphase. Unterrichtswerk für die Sekundarstufe II – Ausgabe Nordrhein-Westfalen. Buchner Verlag.

Holocaust-Zeitzeugin zu Besuch

Absolute Stille in übervoller Aula

Es ist schon lange her, aber sehr wichtig zu berichten: Am Dienstag, dem 21.10.2014, hat uns Frau Philomena Franz im Schulzentrum besucht. Vor knapp 400 Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums und der Realschule berichtete uns die Zeitzeugin und Holocaust-Überlebende aus ihrem bewegten Leben. Vor allem die erzählten Details aus dieser dunklen Zeit beeindruckten die jungen Zuhörer, sei es der jüdische Arzt, der ihr heimlich in einem KZ Brot zusteckte – dort, wo andere für einen Löffel Suppe mordeten.

Bericht zum Besuch der Zeitzeugin

Gedenken an die Opfer des NS

SV Aktion zu SoR

„Ihr tragt keine Schuld für das, was passiert ist, aber ihr macht euch schuldig, wenn es euch nicht interessiert.“ Mit diesem Zitat der deutsch-jüdischen Überlebenden des KZ Ausschwitz-Birkenau Esther Bejanero begann am 27.01., dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust, eine Aktion der SV des Gymnasiums Herkenrath. Nachdem ein 20 Meter langes Transparent mit dem Zitat in leuchtend roter Schrift auf dem Schulhof ausgerollt wurde, hielten einige Schülerinnen und Schüler dieses in die Höhe, um ein Zeichen gegen Antisemitismus und für das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus zu setzen.

SV-Aktion zum Holocaustgedenktag

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